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Hiltrud Enders - Freude am Sehen

Kontemplative Fotografie

 

Fotobuch-Regal.de - Rezension: Hiltrud Enders - Freude am Sehen

 

 

Inhalt:

 

Den Titel des Buchs Hiltrud Enders - Freude am Sehen - Kontemplative Fotografie* finde ich irritierend, denn dieses Buch ist kein klassisches Foto-Lehrbuch.

 

Der Buchtitel:

 

So befürchtete ich, beim Lesen der Einleitung von Hiltrud Enders schon fast ein esoterisches Werk in den Händen zu halten.

Die Autorin spricht bei ihrem Erstkontakt mit der „kontemplativen Fotografie“, der in einem Meditationszentrum auf dem Bodenkissen stattgefunden hat, von Meditationsübungen, Achtsamkeit und einem „Miksang-Institut“, bei dem sie mittlerweile selbst Ausbilderin ist.

Dieses Miksang-System, was „pures, gereinigtes Auge“ bedeuten soll, verbindet die Mediation mit der Fotografie.

 

Das Thema:

 

In diesem Buch geht es nicht um Kameras oder Technik und nur am Rande um die „Fotografie“ oder um die „Freude“ am Sehen.

Im Kern geht es hier um den Menschen und das „Sehen“ an sich, welches jedoch eine Voraussetzung zum Fotografieren ist. Was ich nicht sehe, kann ich nicht fotografieren.

 

Der Begriff „kontemplativ“ kann zudem ganz unterschiedlich übersetzt werden, was meine Verwirrung beim Betrachten des Buchtitels komplett machte. Man kann ihn im religiösen oder philosophischen Kontext von besinnlich, über beschaulich bis gerichtet verwenden.

Hier wird er ähnlich der lateinischen Übersetzung „contemplatio“, den Blick auf etwas richten“, im Sinne von „konzentriert“ verwandt.

 

Sehgewohnheiten:

 

Wer kennt das nicht:

Man geht mit anderen auf einen gemeinsamen Fotowalk, vergleicht später die gemachten Bilder und stellt dabei völlig unterschiedliche fotografierte Motive fest. Dann denkt selbst und hört gleichzeitig von den anderen: „Dieses (zusätzliche) Motiv habe ich gar nicht gesehen!“

Oder:

Man hat das Autofahren vor langer Zeit gelernt, die Bewegungsabläufe der Bedienung völlig automatisiert, fährt im Alltagstrott von der Arbeit nach Hause und denkt: „Wie bin ich eigentlich jetzt hierhin gekommen, was habe ich noch gerade unterwegs bewusst wahrgenommen?“

 

Darum geht es hier: um menschliche Erkennungs- und Sehgewohnheiten. Das Erkennen und Ausschalten von menschlichen Autopiloten, damit ein bewusstes Sehen und Wahrnehmen (wieder) möglichen wird. Denn das ist der Unterschied zwischen nur Schauen und echtem Sehen.

 

Das Bewußtmachen:


Hiltrud Enders beschreibt hier unterschiedliche psychologische Automatismen, denen alle Menschen unterliegen. Das menschliche Gehirn ist darauf getrimmt alle von außen eindringenden Informationen zu filtern und nach Wichtigkeit zu sortieren, da es ansonsten hoffnungslos überlastet wäre.

 

In diesem Buch erfährt man etwas über die Existenz und Notwendigkeit dieser inneren Automatismen und wie man durch kleine Übungen seine äußere Umwelt wieder gezielter wahrnehmen kann.

Eine kleine Warnung vorab: der Mensch hat gelernt, durch eine Vielzahl von Mechanismen dies zu verhindern. Greift ein solcher Mechanismus regelnd ein, kommt dem Menschen dabei folgender Gedanke: „ … das mache ich später, … heute bin ich nicht in Stimmung, … das dauert mir zu jetzt zu lange, … wenn ich diese Übung in der Öffentlichkeit mache, fühle ich mich beobachtet“!

 

Ein Zitat aus dem Buch reduziert den Buchinhalt auf den Kern:

 

„Miksang auszuüben, ist vergleichbar dem Wunsch zu sehen, was auf der anderen Seite eines schmutzigen Fensters geschieht. Du siehst das nur, wenn das Fenster gründlich gereinigt ist. Klares Sehen ist keine Frage des Talents. Sehr schlicht gesagt, gleicht das Miksang-Training einer Flasche Glasreiniger und dem sich immer wiederholenden Reinigen oder Entspannen unserer Sehgewohnheiten. Am Ende dieser Reise siehst du die Welt – so wie sie ist.“ Michael Wood

 

 

 

Fotobuch-Regal.de - Rezension: Hiltrud Enders - Freude am Sehen - Vorderseite

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Fotobuch-Regal.de - Rezension: Hiltrud Enders - Freude am Sehen - Rückseite

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Fazit:

 

Irritierender Titel: Aber nach dem Lesen „sieht“ man bewusster und klarer!

Ob man nach der Lektüre mehr „Freude am Sehen“ hat, kann ich nicht allgemeingültig beantworten.

 

Das Buch wird wohl insbesondere für diejenigen Fotografen interessant sein, die an die Grenzen ihrer fotografischen Entwicklung gestoßen sind. Ähnlich des menschlichen Erwachsenwerdens lernt man erst das Gehen und erkundet dann seine Umgehung. In der Fotografie probiert man unterschiedlichste neue Techniken und Genres aus. Irgendwann stellt man fest, dass keine Weiterentwicklung mehr erfolgt, die Fotografie festgefahren oder langweilig geworden ist.

 

Der fortgeschrittene Fotograf wird irgendwann feststellen, dass eine neue Kamera oder andere neue Technik keine Steigerung der fotografischen Qualität bewirkt. Der Mensch als Bediener ist der limitierende Faktor und eine fotografische Weiterbildung ist hilfreicher auf dem Weg zu besseren Fotos.

Dieses Buch ist ein weiterer Ansatz, sich mit diesem Kamerabediener zu beschäftigen, im Zentrum steht das fotografische Sehen. Die Hinweise der Autorin lassen den Leser manchen Automatismus gewahr werden, sodass die Möglichkeit eines bewussten Umgangs mit diesen eröffnet wird.

 

 

Diesem fortgeschrittenen Fotografen bietet das Buch die Gelegenheit darüber nachzudenken, welche Motive er aus welchen Gründen fotografiert. Das Buch ist eine tolle Anregung, sich über die im Laufe des Erwachsenwerdens manifestierten inneren Abläufe bewusst zu werden und über diese nachzudenken. Was sind meine Gewohnheiten, wie werte und assoziiere ich aufgenommen Informationen oder projiziere meine (Vor-) Urteile auf meine Umwelt. Welche Erwartungen hege ich dadurch?

Im Ergebnis wird man sich wieder bewusster seiner eigenen inneren Erwartungshaltung und seines täglichen Umfeldes, kann dann besser „sehen“ und letztlich „fotografieren“.

 

Dieses Buch ist jedoch kein schnelles Rezept im Sinne von „mache dies“ und „erziele dafür jenes“.

 

Die konkreten Ratschläge der Autorin können und müssen allgemein bleiben. Jeder Mensch ist anders strukturiert, die angewöhnten Automatismen sind von der Art unterschiedlich oder in der Ausprägung unterschiedlich stark. Man darf also keine einfache Anleitung erwarten, sondern eher eine Anregung im Sinne des ersten Impulses, der noch zu eigenen Umsetzungsbemühungen führen muss.

Bewusstes Sehen, das Ablegen von Automatismen, ist keine einmalige Übung, wie die Autorin bei sich selbst feststellt. Dazu muss man auch nicht in ein Meditationszentrum gehen, jedoch wird ein ablenkungsfreies Umfeld, eine gewisse Muße und die Offenheit sich auf die Gedanken einlassen zu wollen, bei der Umsetzung des Buchinhalts helfen.

 

Wer sich eigener innerer „Seh“-Blockaden bewusst werden möchte und an neuen Sichtweisen interessiert ist, dem kann ich dieses Buch dazu empfehlen.

 

Eine kleine Kritik am Rande: teilweise finden sich ganzseitige Zitate in englischer Sprache. Auch wenn man davon ausgeht, dass fast jeder Leser dieser Sprache mächtig ist, würde ich bei einem deutschen Verlag zumindest die zusätzlich abgedruckte Übersetzung auf Deutsch erwarten.



Buchdaten:

 

Format: Gebundene Ausgabe
   
ca. Maße cm (BxLxT): 20,5 x 25,5 x 2
Seitenanzahl: 216
ca. Gewicht: 925 g.
   
Autor(en):  Hiltrud Enders
Verlag: dpunkt
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Erschienen am: 10.12.2018
   
ISBN: 9783864905599
Preis in (D): 29,90 €

 

 

Links:

 

Hiltrud Enders - Freude am Sehen - Kontemplative Fotografie* 

*

 

Link: Miksang-Fotografie - Hiltrud Enders

Link: Miksang Institute for Contemplative Photography Michael Wood und Julie DuBose, Halifax, Canada

 

Link: dpunkt.Verlag - Homepage

 

 


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von Vasco R. Tintrup, Herausgeber:

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