David Plowden - Requiem For Steam
The Railroad Photographs Of David Plowden
“Requim For Steam“ bedeutet übersetzt auf Deutsch: Messe, Begräbnisfeier oder Totengedenken für Dampf.
Dieser (englischsprachige) Bildband führt den Leser zurück in eine vergangene Zeit, zurück zu den ausgestorbenen Dinosauriern der Eisenbahnzeit Amerikas, den Dampflokomotiven.
Inhalt:
Der Autor:
David Plowden wurde 1932 in Winnetka, Illinois, geboren und bekam als Kind eine kleine Kompaktkamera geschenkt. Damit begann er Eisenbahnzüge zu fotografieren.
Nach seinem späteren wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss an der Yale Universität führte ihn seine berufliche Laufbahn zunächst zu einer Eisenbahngesellschaft, der Great Northern Railway, bevor er sich 1958 entschloss, ein Berufsfotograf zu werden.
Das Thema der Eisenbahn ließ ihn auch danach nicht mehr los und er wurde zu dem amerikanischen Fotografen, der durch seine dokumentarischen und detailreichen Fotografien von historischen Dampfzügen, Eisenbahnpersonal, Bahnhöfen, aber auch von kleinen ländlichen Städten und Landschaften des nordamerikanischen 20. Jahrhunderts bekannt geworden ist. Dabei hat er die Veränderungen der Eisenbahn über 50 Jahre lang aufgezeichnet.
Plowden hatte zudem im Laufe seiner Karriere verschiedene Lehraufträge inne, unter anderem an dem renommierten Illinois Institute of Technology, dem Institute of Design, der University of Iowa, der School of Journalism, der University of Baltimore und der Grand Valley State University. 1968 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium und 1970 ein Forschungsstipendium des Smithsonian Institute.
Zu späteren Zeiten konzentrierte er sich auf industrielle Bauwerke und Landschaften wie z.B. Eisenbahnbrücken, agrarlandwirtschaftliche Scheunen oder die Bauwerke der Stahlindustrie.
Die Eisenbahn ist jedoch bis heute seine große Leidenschaft geblieben, er durchstreift mit ihr immer noch die nordamerikanische Landschaft und er hat mehr als 20 Bücher veröffentlicht.
Das Buch:
Das 200-seitige Buch David Plowden - Requiem For Steam* bietet zunächst eine rund 25-seitige Einführung über den Autor und seine große Leidenschaft. Die folgenden großformatigen, ganzseitigen Bilder zeigen ebenso das Schwerpunktinteresse dieses Fotografen in den 1960er Jahren: die Zeit der Dampfzug-Ära.
Der Leser findet im Folgenden stimmungsvolle, schon romantisch dramatische Panoramaaufnahmen unterschiedlicher Dampfzüge, deren Technik und Betrieb im Alltag.
David Plowden geht dabei auch nah ran an seine Objekte und zeigt formatfüllende Details dieser Zeit: den Dampf, Ruß, riesige Antriebsräder und andere Details wie das Kohlelager der Lok, den Wasserboiler, Personal bei den notwendigen Betriebs- oder Wartungsarbeiten. Viele der damit verbundenen Berufsbilder, Situationen und Stimmungen bei Betrieb eines solchen Eisenbahnzugs werden gezeigt.
Man findet abgebildet den fahrenden Ingenieur, den Heizer an den Kohlen, den Bremser auf dem Plateau eines Waggons, oder im Umfeld eines Bahnhofs den Zettelanreicher am Bahnsteig, den Weichensteller und das Wartungspersonal mit der Ölkanne in der Hand bei einem Zwischenstopp.
Unter allen Fotos sind jeweils kurze Erläuterungen zum Gezeigten abgedruckt, ausführliche Bildbeschreibungen mit Jahres- und Technikangaben finden sich im Nachgang auf den letzten Buchseiten.
Der zeitliche Schwerpunkt dieser Fotos von Plowden liegt in den 60er Jahren, reicht vereinzelt aber auch bis in die 90er des letzten Jahrhunderts. Wegen der gleichbleibenden Stimmung seiner Schwarz-Weiß-Bilder muss man auf den vereinzelten jüngeren schon genau hinsehen, um modernere Details wahrzunehmen. Ausgestorben sind nur irgendwann die urzeitlichen Dampfzüge mit ihrem markanten Dampfausstoß durch die Verbrennung von fossilen Kohlen, ebenso wie die dafür notwendigen Versorgungstürme mit Kohle und Wasser. Einzug gehalten haben zuletzt die moderneren Dieselloks, die Plowden allerdings hier nicht mehr abbildet.
Die Getreidesilos an den Bahngleisen mögen in den 90er Jahren schon etwas moderner aussehen, andere noch intakte Holzgebäude oder die Schienen unterscheiden sich nicht von den Aufnahmen der 60er und 70er Jahre. Sie zeigen dieselbe Tristesse und Stimmung der amerikanischen ländlichen Landschaft, ihrer Bahnhöfe und der damit verbundenen Industriebauten.
Gezeigt werden nicht die herrschaftlichen Bahnhöfe der Großstädte, sondern die immer allgegenwärtigen Stadtansichten von Kleinstädten oder des ländlichen Bereichs, dessen kleine Bahnhöfe und deren Bahnsteige, Ticket-Verkaufsräume und Wartebereiche.
David Plowden sagte über sich selbst:
„Ich war mit dem Gefühl der Dringlichkeit beschäftigt, die Teile unseres Erbes aufzuzeichnen, die sich so schnell zurückzubewegen scheinen wie der Blick von hinten auf einen sich beschleunigenden Zug. Ich befürchte, dass wir die Beweise für unsere Errungenschaften in der Vergangenheit so schnell ausmerzen, dass wir mit der Zeit das Gefühl verlieren könnten, wer wir sind.“
Er hat sich selbst als "Archäologe mit Kamera" beschrieben, der sein Leben "einen Schritt voraus der Abrissbirne" verbracht hat.
Fazit:
Dieses im Jahr 2010 von David Plowden veröffentlichte Buch ist als Monografie eine Hommage an die ausgestorbene Zeit der Dampflokomotive.
Gleichzeitig ist es, wie die deutsche Übersetzung des englischen Titels andeutet, eine Begräbnisfeier dieser speziellen Ära, welche dieser Fotograf als einer der ganz wenigen vom Anfang bis zum Ende mitbegleitet hat.
Auch wenn man den englischen Einleitungstext nicht lesen bzw. übersetzten könnte: Plowdens wunderbare Sammlung von Schwarz-Weiß–Fotografien zeigt das spürbare Interesse dieses Altmeisters der analogen Fotografie an dem Thema der Dampfeisenbahn.
Zudem aber auch sein gesamtes weiteres Interessenspektrum: Technologie, Landschaft, Bauwerke, Menschen und Berufsbilder seiner Zeit.
Alle Fotos sind durchdacht und mit einem ganz klassischen Bildaufbau gestaltet. Für den Betrachter ist die Wirkung dadurch sehr eindrucksvoll und die Fotos werden im Buch selbst schön mit viel Weiß-Raum umgeben präsentiert.
So schafft es Plowden, seine romantische Begeisterung für dieses Thema zum Betrachter zu transportieren, zeigt dazu in den unendlichen Weiten der USA kleine Lokomotiven mit riesigem Dampfausstoß. Es gelingt ihm dabei klar strukturierte Architekturfotos mit einer ganz eigenen Stimmung zu kombinieren; vgl. z.B. die Seite 179 mit dem Foto der Scranton Railroad Station. Ein traditioneller kleiner Bahnhofsbahnsteig wird als klassische Architekturfotografie abgelichtet, getaucht in eine romantische Licht- und Bildstimmung. Dieses Foto ziert auch das Cover eines seiner anderen Bücher „A Time of Trains by David Plowden“, welches vom Inhalt viele Parallelen und identische Fotos beinhaltet.
Plowden fühlte sich schon bei der Aufnahme seiner Bilder verpflichtet, die allmählich verschwindenden Dinge der Gegenwart fotografisch festzuhalten und somit für die Nachwelt verfügbar zu machen.
Seine Fotos zeigen neben dieser ehrfürchtigen Hommage an die Dampf-Ära somit gleichzeitig die unscheinbaren und vergänglichen Teile des Lebens, mit denen die meisten Menschen aufwachsen. Heute wirken diese Fotos nostalgisch, zeigen ein nicht mehr vorstellbares „Landschaftsbild“, eine in diesem nicht mehr existierende Technik und ausgestorbene Berufsbilder, wie den „Weichensteller“, den „Zettelboten“.
Dieser Fotograf zeigt uns seine Vision, dass in allem Schönheit und Kunst steckt. In diesem Buch stößt man auf Nostalgie, Sentimentalität und Verlustgefühl. Es mahnt dabei gleichzeitig den Betrachter zu unserer aktuellen Zeit aufmerksamer, bewusster und wertschätzender mit unseren alltäglichen Dingen zu sein. Und als Fotograf diese ebenfalls für die Nachwelt zu dokumentieren.
Buchdaten:
Format: | Gebundene Ausgabe |
ca. Maße (BxLxT): | 30,5 x 28 x 2,5 cm |
Seitenanzahl: | 200 |
ca. Gewicht: | 1.700 g |
Autor(en): | David Plowden |
Verlag: | Norton & Company |
Auflage: | 1 |
Erschienen am: | 11.10.2010 |
ISBN: | 9780393079081 |
Preis in (D): | 65,00 US$ |
Links:
David Plowden - Requiem For Steam*
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Link: David Plowden - Homepage
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